Fast 2/3 der weltweiten Weihnachtsdekoration kommt aus China, genau genommen aus einer einzigen Stadt: Yiwu (义乌市). Deshalb wird sie auch die Werkstatt des Weihnachtsmanns genannt.
Yiwu liegt in der chinesischen Provinz Zhejiang und besitzt den weltweit größten Markt für den Handel mit Kleinwaren. Darunter zählen zum Beispiel Spielzeug, Schmuck, Autozubehör, aber vor allem Dekoartikel. Hier werden rund 400.000 verschiedene Produkte angeboten und in nahezu alle Länder der Welt exportiert. Neben Produkten für die ganze Welt werden auch die Dekoartikel für das chinesische Neujahrsfest und für andere chinesische Feiertage produziert. Die Ausstellungshalle des Yiwu Markts liegt in Ostchina, ca. 250 km entfernt von Shanghai. Yiwu ist ein Industriezentrum und umfasst 1,9 Millionen Einwohner. Das Gewerbegebiet für Dekoartikel besteht aus 600 Betrieben und der Großmarkt mit einer Fläche von 70 Fußballfeldern besteht aus 5 verschiedenen großen Hallen und 75.000 Geschäften. Somit gehört der Großhandelsmarkt zu einem der größten der Welt. Vor der Coronapandemie waren diese Hallen voll mit Handelsreisenden. Der Yiwu Markt hatte bis zu 20.000 Besucher am Tag, die neue Waren in Großmengen erwerben wollten. Doch mit dem Start der Pandemie durften kaum Ausländer nach China einreisen und die Chance Neukunden zu gewinnen blieb aus. Viele Geschäfte und Produktionen gingen Pleite, da an ihren Produkten keine Nachfrage mehr bestand, darunter zählen zum Beispiel Plastikreisekoffer. Aber auch wegen der ausbleibenden Neukunden mussten viele Shops schließen, nur wer Glück hatte, konnte Onlinekunden gewinnen.
Neben den unzähligen Produkten, die man erwerben kann, ist die Stadt am bekanntesten für die Herstellung von Weihnachtsdekoration geworden. Der Yiwu-Markt sieht aus wie ein Weihnachtsmarkt von unvorstellbaren Ausmaßen, auf dem alles von Plastikweihnachtsbäumen, über Christbaumkugeln, Kostüme, Lichterketten bis zu Weihnachtsmännern zu erwerben ist. Hier bestellen vor allem Großkunden, wie Handelsgesellschaften und Weiterverkäufer das ganze Jahr über Weihnachtsschmuck. Bereits in den Sommermonaten müssen die Produktion und der Versand aus der Stadt auf Hochtouren laufen.
Doch wegen Corona ist die Produktion während der Hauptproduktionszeit zum Stillstand gekommen, da die Produktions- und Exportstadt Yiwu, wie viele weite Städte in China, in einen Lockdown gehen mussten. Auch die Zulieferung von Teilen und Materialien von außerhalb führten zu Verzögerungen in den Produktionsabläufen.
Viele Materialien konnten nicht nach Yiwu gelangen, genauso so konnten auch die fertigen Produkte nicht planmäßig exportiert werden.
Ursprünglich wurde ein Teil der Weihnachtsproduktion mit Zügen an die nahegelegenen Containerhäfen von Hangzhou, Ningbo oder Wenzhou gebracht und der andere Teil wurde seit 2014 mit einem Container-Eisenbahn-Güterzug über 13.000 km Rekordstrecke über die „Neue Seidenstraße“ von Yiwu nach Madrid gefahren. Der Zug durchquert dabei 8 verschiedene Länder. (China, Kasachstan, Russland, Weißrussland, Polen, Deutschland, Frankreich, Spanien) und ist somit die längste Zugstecke der Welt. Der Transport mit diesem Zug, laut Angaben des Madrider Verkehrsministerium, dauert ganze zehn Tage weniger als der Seeweg aus China. Seit 2017 werden auch weitere Ziele angefahren. Innerhalb von 16 Tagen (die Hälfte der Seeweg-Zeit) fährt (zum Beispiel) der Trans-Eurasia-Express bis nach London.
Doch der Export aus Yiwu ist seit Corona schwieriger und teurer. Yiwu ist vor allem wegen seinen günstigen Großproduktionen bekannt, weshalb viele Kunden aus aller Welt nicht bereit sind mehr Geld für Produkte zu zahlen. Zusätzlichen konnten durch die strengen Coronaverordnungen die Waren nicht aus der Stadt gebracht werden.
Aber schon mehr als 15% der produzierten Weihnachtsdeko bleibt bereits in China. Denn in den Metropolen wird der Bedarf an Festtagsdekoration immer größer. Zum Beispiel in Hangzhou, wo in einem der Containerhäfen für den Export von Weihnachtsdekoration nach Europa große, festliche geschmückte Tannen stehen und die Innenstädte und Ladenschaufenster beleuchtet und weihnachtlich dekoriert sind.
Fehlende Planbarkeit, sowie andauernde Reiseverbote in Bezug auf Corona verursachen weitere Störungen in der Produktion und den Lieferketten aus China nach Europa. Ob es wieder einen Produktionsstopp oder ein Exportverbot gibt, ist nicht auszuschließen, und das hat nicht nur Auswirkungen auf Yiwu, sondern könnte es auch auf unsere Weihnachtsdekoration haben.