Seit Mai 2019 hat Storymaker die dapr.Zertifizierung für Volontariats- und Trainee-Programme in der PR & Kommunikation. Welche Kriterien eines der renommiertesten Aus- und Weiterbildungsinstitute der deutschen Kommunikationsbranche bei der Begutachtung anlegt, warum sich die dapr.Zertifizierung lohnt und was Storymaker im Vergleich mit anderen Agenturen besonders gut macht, das haben wir Nils Hille, Geschäftsführung dapr und verantwortlich für den Bereich Aus- und Weiterbildung, gefragt.
Syra Thiel: Warum bietet die dapr eine Zertifizierung der Ausbildungsprogramme an?
Nils Hille: Eine erstaunlich lange Zeit fehlten dafür jegliche Standards in der Kommunikationsbranche. Jede Agentur, jedes Unternehmen und jede Organisation kann auch bis heute ihr Ausbildungsprogramm „Traineeship“ oder „Volontariat“ nennen, ohne dass dieses wirklich fundiert und somit zielführend sein muss. Die Jobeinsteiger konnten sich somit nur auf die Versprechungen der Arbeitgeber in Vorstellungsgesprächen und das Hörensagen über ihn verlassen. Leider sieht dann immer wieder der Alltag anders aus als erwartet, und wichtige Kriterien wie regelmäßige Feedbackgespräche, Einblicke in alle Arbeitsbereiche sowie fundierte Weiterbildungen blieben auf der Strecke. Dies haben wir mit der dapr.Zertifizierung geändert. Sie setzt klare Standards voraus, ohne einen starren Ablauf oder detaillierte Inhalte vorzugeben, die die Individualität der Arbeitgeber einschränken würde.
ST: Welche Bedingungen müssen Agenturen für Ihre Zertifizierung erfüllen.
NH: Hierzu zählen nicht nur organisatorische Voraussetzungen, wie unter anderem ein verbindlicher Ablaufplan, Einblicke in kooperierende Fachbereiche und den Redaktionsalltag, direkte Ansprechpartner, die mit den Volontären beziehungsweise Trainees auch regelmäßige Feedbackgespräche führen und ein Mindestdurchschnittsgehalt von 1.800 Euro brutto monatlich. Die Arbeitgeber müssen zudem auch die umfassende Wissensvermittlung in den zentralen Kommunikationsthemen wie Strategie- und Konzeptionslehre, Medienarbeit sowie Text- und Digitalkompetenz sicherstellen.
ST: Wie prüfen Sie die Angaben?
NH: Nach Gesprächen mit den Arbeitgebern stellen diese uns gegenüber dar, wie sie jede einzelne Anforderung konkret in ihrem Haus umsetzen und in den Arbeitsalltag integrieren oder zukünftig umsetzen werden. Zu diesen verbindlichen Angaben verpflichten sie sich dann auch schriftlich. Zudem schauen wir uns Unterlagen von ihnen an und führen sogenannte Gegencheck-Gespräche mit ehemaligen und aktuellen Volontären und Trainees.
ST: Womit punktete Storymaker bei Ihnen besonders?
NH: Mit dem ehrlichen Interesse, eine zukunftsfähige Trainee-Ausbildung zu bieten. Der persönliche Austausch mit Heidrun Haug und Sylvia Lichtenberger dazu war sehr offen. Dabei stand die Reflektion des Angebots und der eigenen Eindrücke im Vordergrund. Die Zertifizierung Ihres Programms war dann am Ende die logische Konsequenz.
ST: Weshalb lohnt sich eine Zertifizierung?
NH: Die Arbeitgeber reflektieren zunächst einmal ihr Ausbildungsprogramm und passen dies, wenn nötig, an aktuelle Standards an. Sie positionieren sich dann mit der dapr.Zertifizierung als guter Arbeitgeber, der wirklich an dem Nachwuchs und seiner Weiterentwicklung interessiert ist. Sie lassen sich dies von unabhängiger Stelle bescheinigen, machen so positiv auf sich aufmerksam und stechen aus der Masse, in der immer noch viel Wildwuchs herrscht, als attraktiver Arbeitgeber hervor. Dies stößt entsprechend bei den Studierenden und Hochschulabsolventen auf offene Ohren, wie ich bei Vorträgen, Workshops und Branchenveranstaltungen immer wieder erlebe. Der Nachwuchs sucht nach Orientierung und ist für unsere Arbeitgeber-Empfehlungsliste dankbar. So können die zertifizierten Arbeitgeber wiederum die Bewerbungen der besten Nachwuchskräfte erhalten.
ST: Woran erkennen Trainees bzw. Volontäre auch jenseits einer dapr.Zertifizierung, ob sich ein Traineeship lohnt?
NH: Wir haben eine Checkliste entwickelt, die nicht nur Arbeitgeber zur Überprüfung ihres Ausbildungsprogramms nutzen können. Auch der Nachwuchs kann diese nutzen, um in Vorstellungsgesprächen die passenden Fragen zu stellen und so herauszufinden, ob die Kriterien für eine gute Ausbildung erfüllt werden. Sie steht kostenfrei auf unserer Website zum Download zur Verfügung.
Zudem rate ich jedem bei Interesse an einem konkreten Job dazu, dort mindestens einen Tag zur Probe zu arbeiten. Die Wahrnehmung der Stimmung und des Umgangs miteinander sowie ein erstes Gefühl für die Arbeitsaufgaben beantworten meist sehr schnell die Frage: Kann ich mir gut vorstellen, hier zu arbeiten.
ST: Wie entwickelt sich die Kommunikationsbranche weiter und was heißt das für die Ausbildung der Trainees?
NH: Sie steht vor der Herausforderung, dass die heutige Studentengeneration nicht mehr massenweise unbedingt in die Medien und die Kommunikation gehen will. So können gute Hochschulabsolventen meist zwischen mehreren Angeboten auswählen. Sie stellen legitime Forderungen an faire Rahmen- und Arbeitsbedingungen. Wer hier als Arbeitgeber immer noch glaubt, dass die ersten Jahre der Ausbeutung und des Aufopferns dienen, der steht schon bald ohne Mitarbeiter da. Wer sich dagegen fair, offen sowie wertschätzend verhält und Perspektiven und Flexibilität bietet, kann auch heute gute Mitarbeiter langfristig binden.