Reisen nach China ist derzeit mit einem hohen organisatorischen und zeitlichen Aufwand verbunden und für diejenigen, die keine chinesische Staatsangehörigkeit haben oder aus anderen besonderen Gründen einen Aufenthalt gewährt bekommen, so gut wie unmöglich. Für zahlreiche Expert:innen aus deutschen Unternehmen, die sich mit China beschäftigen, erscheint das Land damit noch weiter entfernt und noch weniger greifbar. Unsere WeChat Expertin Yujin reiste nach zwei Jahren wieder nach China - wo sie aufgewachsen ist und wo sie Freunde sowie Familie hat. Im Interview berichtet sie, was eine Reise nach China derzeit voraussetzt, welche Regeln bei Einreise gelten und wie sich das Lebensgefühl vor Ort entwickelt hat.
Als ich im November nach China geflogen bin, waren für die Einreise ein Impfnachweis, ein PCR-Test, der nicht älter als 48h bei Abreise ist, und auch ein Antikörpertest notwendig. Das kann man alles vorher bei einer offiziellen Teststation in Deutschland beantragen und durchführen. Es mussten auch Zeitraum der Impfung und der Impfstoff angegeben werden. Mit diesen Dokumenten konnte man dann einen grünen QR-Code auf WeChat beantragen - das ist das Zeichen für das Flughafenpersonal kurz vor Abflug, dass man mitfliegen darf. Das wurde schon beim Check-In am Frankfurter Flughafen kontrolliert. Da sich die Einreisereglungen jedoch ständig ändern können, muss man konstant informiert bleiben - das ist sehr stressig.
Im November war der Frankfurter Flughafen noch eine Geisterstadt - es waren kaum Menschen dort, die Geschäfte waren fast leer. Jetzt ist dort vermutlich wieder mehr los. Unser Flugzeug war jedoch ausgebucht - es gibt derzeit aber eben wenige Flüge und auch nur als Direktverbindung nach China. Im Flugzeug angekommen fanden wir bereits drei Flaschen Wasser und zwei Mahlzeiten-Boxen auf unseren Plätzen - Service gab es keinen. Auf dem gesamten Flug herrschte Maskenpflicht, außer natürlich zum Essen und Trinken. Da man bei Ankunft allerdings nochmal einen Test machen muss, wollte ich meine Maske lieber möglichst die ganze Zeit aufbehalten - das Risiko war es mir nicht wert!
In Shanghai gelandet mussten wir wie gesagt noch einen Test machen. Tatsächlich waren zwei Passagiere nach Landung positiv, ich war also froh, dass ich meine Maske wirklich immer aufhatte. Es wurden auch nochmal alle Reisedokumente überprüft. Danach wurde man sofort ins Quarantäne-Hotel gebracht - hier verbringt man dann die ersten 14 Tage. Obwohl mein Mann, der mit mir reiste, und ich ein Haushalt sind, mussten auch wir leider jeder in ein Einzelzimmer. Ich hatte mir vorgenommen, in der Zeit noch zu arbeiten, die Zeit ist damit wirklich sehr schnell rumgegangen. Sport habe ich auch gemacht - ich hatte ein geräumiges schönes Zimmer mit Balkon. So war die Quarantäne-Zeit relativ schnell geschafft. Das Einzige, was wirklich anstrengend war, war das Essen - es gab jeden Tag das gleiche. Aber die Vorfreude auf das Essen bei meiner Familie hat mir die Zeit wirklich versüßt. Drei Mal musste auch ein PCR Test durchgeführt werden, die Temperatur täglich zweimal gemessen und online gemeldet werden.
Nach der Quarantäne war bei uns vor der Quarantäne: Beim Checkout aus dem Hotel haben wir unsere Travelcard bekommen. Das ist ein WeChat Mini Programm, das anzeigt, wo man sich in den letzten 14 Tagen aufgehalten hat. So wird der persönliche Risikostand jeder Person ermittelt und sichtbar gemacht. Daher habe ich mich dort auch generell sehr sicher gefühlt - obwohl keine Maskenpflicht herrscht, tragen die Menschen in China eine. An jedem öffentlichen Eingang wird überprüft, ob man einen Impfnachweis hat bzw. wird die Travelcard gecheckt, auf der ständig aktualisiert wird, ob man sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat und ob man geimpft ist. Bei Eintritt erfassen Wärmebildkameras automatisch die Temperatur aller Besucher. Für uns ging es aber zunächst in die nächste Quarantäne, denn wir sind nach Tianjin weitergeflogen - die örtliche Regierung setzt hier eine weitere Woche Quarantäne für alle Besucher aus dem Ausland voraus.
Wir sind dann also in meine Heimatstadt Tianjin, im Norden Chinas, weitergereist. Mit dem Quarantäne-Hotel hatten wir dieses Mal nicht so viel Glück wie in Shanghai, aber eine Woche ließ sich dort auf jeden Fall aushalten.
Dann konnte ich endlich einige schöne Tage in Tianjin verbringen. Ich habe viele Familie und Freunde gesehen - wir waren viel Essen und im Kino. Die Stimmung vor Ort ist sehr entspannt - es herrscht ein hohes Vertrauen der chinesischen Bevölkerung in die Regierung, die Impfquote ist hoch - nicht zuletzt, da entsprechende Anreize für eine Impfung gesetzt wurden, wie z.B. Gutscheine oder Geld. Die Regierung teilt auch jede Menge Informationen rund um das Infektionsgeschehen und die Impfungen sehr transparent, sodass man sich gut informiert fühlt. Für alle, die sich testen lassen wollen oder müssen, gibt es zahlreiche PCR-Test Stationen. Hier legt man einfach an einem Automaten seine ID-Karte ein, erhält alle Dokumente und kann sich zum Testen begeben. Nach spätestens zwölf Stunden liegt das Ergebnis vor.
Danach sind wir noch in die Guangdong Provinz gereist - wo mein Mann aufgewachsen ist. Hier haben wir mit seinen Freunden und Familie einige schöne Tage verbringen können - und natürlich lecker gegessen.
Ich bin sehr froh, dass wir nach so langer Zeit wieder nach China reisen konnten - der Vorbereitungsaufwand, die lange anstrengende Reise und die Quarantäne waren es wert. Von meinen Freunden und meiner Familie in China habe ich mitbekommen, dass sie nicht so besorgt über die Pandemie sind. Es herrscht allerdings auch eine große Einigkeit über die erforderlichen Maßnahmen, um das Infektionsgeschehen gering zu halten. Das liegt denke ich nicht zuletzt daran, dass bereits 2003 das gefährliche SARS-Virus in China auftrat aber glücklicherweise wieder eingedämmt werden konnte - und natürlich, weil wir Wuhan sehr nah miterlebt haben. Die Bevölkerung und die Regierung setzen alles daran, damit China sicher bleibt - und das öffentliche Leben dennoch weitergehen kann. Von der gesamten Organisation war ich sehr beeindruckt. Ich hoffe aber sehr, dass es irgendwann wieder möglich sein wird, unkompliziert nach China zu reisen.
Danke für Deine spannenden Eindrücke, liebe Yujin.